Bedürfnisse
Grundlegende Bedürfnisse
Bevor Sie sich Nymphensittiche anschaffen, sollten Sie überprüfen, ob die Tiere zu Ihnen passen. Auch wenn sie weniger anspruchsvoll als Großpapageien gelten, haben sie doch spezifische Bedürfnisse, die unbedingt erfüllt werden müssen. So erfordert eine artgerechte Haltung nicht nur einen Käfig und Körnerfutter. Grundvoraussetzung ist die Haltung von mindestens zwei Tieren. Sie benötigen viel Platz, abwechslungsreiches Futter und Beschäftigung.
Nymphensittiche können 25 Jahre alt werden, in Einzelfällen sogar über 30 Jahre. So lange kann natürlich niemand vorausplanen, aber man sollte zumindest die finanzielle Versorgung und eine Notfallbetreuung absichern. Wird ein Nymphensittich krank, kann die Behandlung durch den vogelkundigen Tierarzt schnell dreistellige Summen erreichen. Die zeitliche Belastung sollten sie ebenfalls nicht unterschätzen.
Auch sollte geklärt werden, ob jemand in der Familie allergisch reagiert, oder ob Konflikte mit anderen Haustieren entstehen könnten. Werden z. B. auch Katzen gehalten, ist eine strikte Trennung nötig. Denn Katzen wären für Nymphensittiche ein dauerhafter Stressfaktor, da sie Fressfeinde sind und auch als solche angesehen werden.
Einzelhaltung ist eine Qual für die Schwarmtiere und kann zu Verhaltensstörungen und Fehlprägungen auf den Menschen führen. Deshalb ist Einzelhaltung für Schwarm- oder Herdentiere gesetzlich verboten und gilt als Tierquälerei. Aus ruhigen, ausgeglichenen Vögeln können Schreier, schlimmstenfalls sogar Rupfer werden. Das heißt, sie verstümmeln sich selber, indem sie sich ihr eigenes Gefieder ausreißen. Nackte Körperpartien, Narbenbildung und langjährige Schwierigkeiten bei der Resozialisierung sind keine Seltenheit.
Freiflug ist unbedingt nötig, wenn man keine großräumige Flugvoliere oder ein Vogelzimmer bieten kann! Bei mangelnder Bewegung wird es den Tieren zusehends schlechter gehen. Sie verlieren an Kondition, die Flugmuskulatur bildet sich zurück und eventuell werden sie auch übergewichtig. Außerdem kann Bewegungsmangel zu stereotypem Verhalten führen. Rupfen und Schreien sind weitere mögliche Folgen, die sehr schwer therapierbar sind.
Ein geregelter Tagesablauf erleichtert den täglichen Umgang mit den Vögeln. So werden Nymphensittiche, die jeden Abend zur gleichen Uhrzeit neues Futter bekommen, freiwillig wieder in die Voliere zurückkehren. Als ausgesprochene Schwarmtiere unternehmen auch größere Gruppen alles gemeinsam. Gehen die ersten Tiere rein, werden die anderen meist folgen.
Geduld ist die Grundvoraussetzung im Umgang mit Nymphensittichen. Die sensiblen Tiere würden auch in der Natur immer die Flucht wählen, folglich liegt es am Halter, das Vertrauen der Nymphensittiche zu gewinnen. Jeder Vogelhalter kann wohl davon berichten, dass sich seine Tiere auch mal beharrlich geweigert haben, in die Voliere zurückzukehren. Nach mehreren Stunden ermüdender Versuche ist es verständlich, dass man wütend wird. Die Vögel würden es nicht verstehen, wenn man sie anschreit oder jagt! Je unruhiger und nervöser Sie werden, desto aufgeregter werden auch die Nymphensittiche. Also lieber tief durchatmen und Ruhe bewahren. Andernfalls verliert man nur das Vertrauen seiner Vögel.
Text: Jana Rückschloss, Anpassungen Daniela Lehmann