Geschlechtsbestimmung
Mit der Züchtung immer neuer Farbschläge ist auch die Bestimmung des Geschlechts schwieriger geworden. Nur wenige Farbschläge sind eindeutig. Allein durch die Beobachtung des Verhaltens ist es möglich, die Hähnchen schon im Kükenalter zu erkennen. Sie beginnen im Alter von 3-6 Monaten das Balzen zu üben. Selten fangen die Hähne erst später damit an.
Unter Balzen versteht man das Umwerben einer Henne. Dabei stolziert der Hahn mit abgespreizten Flügeln herum und gibt die verschiedensten Pfeiftöne von sich - er singt. Während der so genannten Jugendmauser wechseln Nymphensittiche ihr komplettes Gefieder und die geschlechtsspezifischen Merkmale prägen sich aus. Dieser Prozess beginnt mit 4-6 Monaten und ist etwa im Alter von 12 Monaten abgeschlossen. Geschlechtsreif sind Nymphensittiche schon mit 9 Monaten.
Für Laien ist es äußerst schwierig, das Geschlecht eines Nymphensittichs eindeutig zu bestimmen. Eine komplette Anleitung würde etliche Seiten füllen, deshalb werden hier nur Wildfarbene und Geperlte näher erläutert.
Auf dem Bild sieht man ein Paar mit seinem Nachwuchs. Links ist ein wildfarbener Hahn abgebildet. Er trägt eine gelbe Maske mit einem orangenen Wangenfleck. Das Gefieder ist vorwiegend grau, nur die Flügeloberkanten sind weiß.
In der Mitte sitzt eine geperlte Henne. Dieser Farbschlag zeichnet sich durch die vielen kleinen Perlen aus, die vor allem im Rückengefieder deutlich ausgebildet sind. Je nach Züchtung und Farbschlag können sie unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Auch junge Hähne können geperlt sein, verlieren diese deutliche Perlung aber während der Jungmauser. Die Perlung ist auch bei anderen Farbschlägen ein Bestimmungsmerkmal für Hennen, darf aber nicht mit dem Farbschlag Schecke verwechselt werden. Das Geschlecht geperlter Schecken ist daher schwieriger zu bestimmen.
Ganz rechts im oberen Bild sitzt ein wildfarbener Jungvogel. Handelt es sich um eine Henne, behält das Tier seine Gefiederzeichnung. Die gelbe Maske mit dem orangenen Fleck ist mit einem Grauschleier überzogen, die Federn der Schwanzunterseite sind gelbgrau gestreift. Tatsächlich handelt es sich jedoch bei dem abgebildeten Vogel um ein junges Hähnchen, was aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht optisch feststellbar war.
Auf dem Bild rechts sieht man einen wildfarbenen Junghahn, der gerade in der Jugendmauser ist. Dabei färbt sich das Gefieder um. Ganz unten erkennt man die Restperlen an den Flügelinnenseiten, die für Hennen typisch wären.
Ganz selten gibt es übrigens auch Ausnahmen. Links sieht man einen zimtgeperlten Weißkopfhahn im Alter von 4 Jahren. Ob es sich um eine Mutation oder ungewöhnliche Hormonschwankungen handelt, wissen wir nicht.
Der Hahn hat bereits erfolgreich Küken großgezogen. Ein Sohn aus dieser Brut hat seine Perlung nach der Jungmauser ebenfalls behalten.
Der Perlscheckenhahn unten ist zum Zeitpunkt des Fotos zwei Jahre alt gewesen. Er hat bereits selber Küken aufgezogen. Ob die Perlung in den nächsten Jahren erhalten bleibt können wir nur abwarten.
Ist die Geschlechterfrage nicht eindeutig über das Gefieder oder das Verhalten bestimmbar, gibt es auch die Möglichkeit einer DNA-Analyse. Sie kostet beim vogelkundigen Tierarzt etwa 25 Euro. Dazu wird entweder etwas Blut abgenommen oder eine Feder frisch ausgezupft. Traut man sich Letzteres selber zu, muss der Vogel nicht einmal zum Tierarzt. Eventuell kann auch der Züchter helfen. Blut nimmt man (bitte nur ein Tierarzt) bei Nymphensittichen nur sehr selten für die Geschlechtsbestimmung.
Aber wie kann man eine Feder ausrupfen?
Ist das Geschlecht weder über das Verhalten, noch über die Gefiederfarbe feststellbar, bleibt nur noch die Möglichkeit einer DNA-Analyse. Der Gang zum Tierarzt bedeutet immer Stress, welcher aber vermieden werden kann. Das Auszupfen einer Feder geht schnell und ist auch für unerfahrene Vogelhalter durchaus machbar. Ausgefallene Federn sind nicht geeignet, denn es wird etwas Zellmaterial/Blut von der Spitze der Feder für die Analyse verwendet. Die verwendete Feder muss also frisch sein. Klären Sie vorab, ob die Feder beim Tierarzt abgegeben oder direkt in ein Institut geschickt wird.
Am einfachsten geht es zu Zweit: Egal ob der Nymphensittich zahm ist oder scheu, er muss gut fixiert werden. Wenn Sie Angst vor dem Schnabel haben, oder nicht wissen, ob das Tier beißt, wickeln Sie es vorsichtig in ein Handtuch. Dabei sollten Sie am Rücken noch an die Haut kommen, denn dort sind die Tiere am unempfindlichsten. Während einer das Tier hält, zupft der andere die Feder aus. Es genügt, wenn die ausgezupfte Feder einen Zentimeter groß ist. Fixieren Sie die Haut um die Feder mit den Fingern, um ein Überspannen der Haut zu vermeiden. Greifen Sie die Feder mit einer Pinzette und zupfen Sie die Feder zügig aus. Bei einer frischen Feder wird noch ein Tropfen Blut am Kiel zu sehen sein. Berühren Sie auf keinen Fall die Federspitze, sondern verpacken Sie die Feder umgehend in einer Tüte (Druckverschlussbeutel, Gefrierbeutel oder Ähnliches). Beschriften Sie diese Tüte sofort, um Verwechslungen zu vermeiden. Die Feder sollte jetzt umgehend an das Labor geschickt werden, denn je länger das Material lagert, desto unzuverlässiger wird die DNA-Analyse.
ACHTUNG! Rupfen Sie niemals eine Schwungfeder oder Schwanzfeder aus! Das Auszupfen dieser großen Federn ist für Vögel äußerst schmerzhaft und kann zu ernsthaften Verletzungen führen. Diese reichen von starken Blutungen bis hin zu gebrochenen Flügeln. Nur bei angestoßenen Großfedern, aus denen Blut tropft ist es manchmal nötig so eine Feder zu entfernen. Das kann zum Beispiel nach Panikattacken der Fall sein. Ist so eine Feder nicht komplett entfernt, wirkt der Federkiel wie eine Kapillare. Mit Blutstillern kann man hier nicht helfen, zuvor muss die betroffene Feder vollständig gezogen werden.
Text: Jana Rückschloss