Erziehung

Nymphensittiche haben einen ausgeprägten Drang zu knabbern und machen dabei keinen Unterschied zwischen Ihnen zugedachten Spielzeugen und Tapeten oder Einrichtungsgegenständen. Die konsequente Zerstörung von Möbeln und Wänden ist für den Halter äußerst ärgerlich - da wundert es nicht wenn immer wieder die Frage auftaucht, wie man seine Lieblinge erziehen kann.

Wenn sie Nymphensittiche in der Wohnung halten wollen, sollten Sie zunächst überlegen, ob sie angefressene Tapeten, Möbel, Löcher im Putz und Ähnliches wirklich in Kauf nehmen wollen. Nymphensittiche machen auch keinen Unterschied zwischen Tapete und einem teuren Ölgemälde. Wenn die Nymphensittiche dann auch noch Kabel entdecken wird es nicht nur teuer, sondern auch gefährlich. Entgegen landläufiger Meinung kann man Nymphensittiche (wie auch die meisten anderen Vögel) sehr schlecht erziehen. Sie werden durchaus lernen, das sie etwas „Böses“ tun, aber sowie man nicht hinschaut ist der Schnabel wieder an der Knabberstelle. Im Schwarm gibt es zwar eine lockere Rangordnung, diese wird jedoch immer wieder neu ausgefochten. Deshalb werden die Vögel sich nicht unterordnen und auch keine Regeln akzeptieren.

Nymphensittiche lernen recht schnell was sie dürfen und was nicht - sich daran halten werden aber die Wenigsten!

Warum ist das so? Im Schwarm gibt es zwar eine grobe Rangordnung, diese wird jedoch immer wieder in kleinen ritualisierten Kämpfen neu ausgefochten. Deshalb kann man Vögel nicht unterwerfen. Es ist also nicht zielführend mittels Befehlen oder gar Bestrafungen die Tiere erziehen zu wollen. Aggressionen gegen Nymphensittiche sind nicht im Sinne einer artgerechten Tierhaltung. Die Tiere verstehen nicht, warum sie plötzlich in der Voliere „Strafsitzen“ müssen. Ein Scheuchen durch das Zimmer würden Vögel ebenfalls nicht verstehen. Auch gehört das Beknabbern von Gegenständen zum arttypischen Verhalten. Bei gesteigerter Brutlust werden manche Tiere ebenfalls zu richtigen Zerstörern.

Ein kleines Beispiel: Nymphensittichdame Neo hatte es auf die Scheuerleiste der Wohnstube abgesehen. Anfangs ließ sie sich durch ein scharfes „Nein!“ abschrecken, aber irgendwann ignorierte sie dies einfach. Der Ablauf war dann folgendermaßen: Neo knabbert an der Scheuerleiste - der Halter schimpft - Neo läuft 50cm von der Scheuerleiste weg, nur um dann wieder direkt zu der verbotenen Knabberstelle zu laufen. Dabei hatte sie den Blick die gesamte Zeit auf den Halter gerichtet, lief mit zum Menschen gedrehtem Kopf zurück. Auch konsequentes Wegsetzen brachte keinen Erfolg.

©nymphensittichseite.de

Man sollte sich immer bewusst sein, dass Tiere auch Schaden anrichten können. Ist es dann passiert, darf man sie keineswegs bestrafen. Die Vögel würden das nicht verstehen. Anstatt sich also über die Nymphensittiche aufzuregen, investieren Sie lieber die Zeit, um solche Knabberattacken von vornherein zu verhindern. Hinter der Voliere können zum Beispiel Plexiglasscheiben oder Stoffbahnen angebracht werden. An akuten „frischen“ Stellen kann man auch kurzfristige Lösungen wählen, zum Beispiel ein Kissen vorstellen. Die Nymphensittiche werden eventuell ihr Interesse verlieren, wenn sie anderweitig abgelenkt werden. Naturkork (Terrarienbedarf), frische Zweige, harzfreie Kiefernzapfen und andere ungiftige Naturmaterialien bieten Knabberspaß und beugen Langeweile vor.

Durch Schimpfen kann man das Verhalten zahmer Vögel unbewusst verstärken. Denn die Vögel bekommen Aufmerksamkeit, es ist egal ob der Mensch dabei schimpft.

Aggressionen eines Nymphensittichs gegen den Menschen bedürfen einer gesonderten Betrachtung, lesen Sie dazu das Kapitel Verhaltensstörung.

Text: Jana Rückschloss